Kurzprofil
Altersgruppe: Kinder & Jugendliche von 10 - 16 Jahren
Geschlecht: männlich, weiblich, divers
Gesetzl. Rahmen: §§27ff. und §35a SGB VIII
Zugang: Wird beim Jugendamt beantragt. Art und Umfang der Umsetzung erfolgt auf Grundlage eines Hilfeplans. Dieser wird gemeinsam von Jugendamt und Hilfesuchenden festgelegt.
Traumapädagogische pferdegestützte Intervention / Reittherapie
Kinder und Jugendliche sind vielfältigen Herausforderungen ausgesetzt, die von Familie & Gesellschaft an sie herangetragen werden. Nicht alle verfügen über die nötige Resilienz, um diese unbeschadet zu bestehen. Bei manchen hinterlässt dies Spuren, bis hin zu seelischen Behinderungen. Diese können mitunter so gravierend sein, dass die Teilhabe der Betroffenen am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist.Pferde nehmen, aufgrund ihrer artspezifischen Ausprägung, beim Gegenüber feinste Äußerungen in muskulärer Spannung (Körperspannung), Herzfrequenz, Atemfrequenz wahr und können darüber quasi den emotionalen Zustand einer Person „lesen“. Durch ihr Verhalten als Reaktion darauf, spiegeln sie die innere Verfassung einer Person.Dies nutzen wir im Rahmen der traumapädagogischen, pferdegestützten Intervention, um den Betroffenen ihren eigenen inneren Zustand bewusst zu machen. Nur wer erkennt, dass er z.B. angespannt ist, kann gezielt an seiner Entspannung arbeiten. Und auch hier meldet das Pferd direkt und unmittelbar zurück, wenn sich der innere Zustand einer Person ändert. So fungiert das Pferd als Sensor für die emotionalen Zustände einer Person. So lernen Menschen, die keinen guten Zugang zu sich und ihren Emotionen haben, sich diese zu bewusst zu machen und selbst zu regulieren.Das Pferd als Co-Therapeut ist aber nicht nur Sensor, sondern wirkt in der Interaktion mit Kindern- und Jugendlichen auch als Freund, Kamerad oder „Eisbrecher“. Kinder- und Jugendliche, die aufgrund ihrer Biographie nur schwer Vertrauen zu Erwachsenen fassen können, gelingt es eher, sich dem Pferd gegenüber zu öffnen, so dass dieses als „indirekter Gesprächspartner“ dienen kann. Über den Umweg des Pferdes können so von Kindern und Jugendlichen auch Sorgen und Nöte angesprochen und gemeinsam mit der pädagogischen Fachkraft nach möglichen Lösungswegen gesucht werden.Die pferdegestützte Intervention ist eine Form der Reittherapie bei der hauptsächlich vom Boden aus gearbeitet wird. Der Förderbedarf der Kinder und Jugendlichen liegt hierbei nicht im körperlichen (Motorik, Muskelaufbau, etc.) sondern im seelischen Bereich und muss durch eineN Fachärzt*in / Psychotherapeut*in bestätigt sein. Mögliche Einschränkung können sein:
- Seelische Beeinträchtigungen
- Psychische Erkrankungen
- Traumafolgestörungen
- Konzentrations- und Lernschwächen
- Entwicklungsverzögerungen
- Ängste und Aggressionen
- Mangelndes Selbstvertrauen
- Sozial- und Kontaktproblematiken
- Bindungsstörungen/ dissoziale Störungsbilder
- Therapiemüdigkeit
Für Kinder und Jugendliche mit einer zusätzlichen körperlichen Einschränkung, die auf Hilfsmittel zur Fortbewegung angewiesen sind, ist dieses Angebot aufgrund der Gegebenheiten vor Ort (keine barrierefreie sanitäre Anlage, zum überwiegenden Teil unbefestigte Wege (Wald, Wiesen)) nicht geeignet. Für Kinder und Jugendliche mit einer Pferdehaar-Allergie oder Angst vor Pferden ist dieses Angebot ebenfalls nicht geeignet.
Durchführung & Fördermöglichkeiten
- Gliederung in Kennenlern-, Durchführungs- und Ablösungsphase
- Regelmäßige Gesprächen mit Eltern / Erziehungsberechtigten (zu Fortschritten und Beobachtungen)
- Besprechen von weiteren Unterstützungsmöglichkeiten durch Eltern / Erziehungsberechtigte auch außerhalb der pferdegestützten Einheiten
- Ermöglichen von positiven Lernerfahrungen in einem naturnahen Umfeld, losgelöst vom räumlichen Kontext von Schule, Elternhaus, Wohn- und Therapieeinrichtung
- Förderung der Resilienz
- Verbesserung der Eigen- und Fremdwahrnehmung
- Förderung der Selbsteinschätzung und von emotionaler Selbstregulation
- Erleben von Selbstwirksamkeit
- Stärkung des Selbstwertgefühls
- Erleben von Natur
- Erleben von Nähe und Distanz
- Erlernen von kooperativem Verhalten
- Förderung der Teamfähigkeit
- Übernahme von gesunder Verantwortung in der Beziehung zum Pferd
- Verarbeitung von belastenden Situationen
- Abbau von Ängsten und Aggressionen
- Erkennen von eigenen Grenzen und denen anderer
- uvm.
Bei Fragen oder Interesse an diesem Angebot bitten wir um Kontaktaufnahme.